Vielleicht werde ich beten, wenn ich sterbe . . . ! Die beiden monotheistischen Weltreligionen sind Offenbarungsreligionen. Gott offenbart sich und seinen Anspruch, seine Weisheit, gibt sich zu erkennen. Religionen brauchen ihrem Wesen nach unverzichtbar auch Wunder, die Durchbrechung von Naturgesetzen. Im Christentum sind das: Auferstehung Christi, Wunderheilungen, Jungfrauengeburt etc. - Ohne Wunder keine Übernatürlichkeit. Der Anspruch auf das Absolute geht dann verloren. Jede Religion besitzt diesen Wesenskern und durch ihn wird sie zu einem Glaubenssystem. Was ich weiß, muss ich nicht glauben. Die Logik: Gott hat es verkündet, die Jünger, Propheten etc haben es aufgeschrieben, also ist es wahr. Von diesem Anspruch der monotheistischen Weltreligionen ist durch historische Forschung wenig geblieben. Die Offenbarungen der großen Religionen unterscheiden sich offenbar auch in vielen wichtigen Punkten (z.B.: Vielehe usw.) . . Welche ist die Wahre? Warum offenbarte Gott sich erst vor ca. zweitausend Jahren? Alle heute existierenden Religionen ` fielen nicht vom Himmel`. Sie integrierten in der Zeit ihrer Entstehung über den Zeitraum von Jahrhunderten die bereits existierenden religiösen Vorstellungen zu einer variablen(neuen) Mischung von bereits vorhandenen Ideen. Ohne Sumer, Ägypten, Babylon, vor allem griechische Philosophie kein Christentum.- Altes und Neues Testament enthalten moralische Forderungen, die sich zum Teil geradezu gegenseitig ausschließen. Kein Bibelexperte bestreitet das. Man kann nicht selektiv das Zustimmungsfähige(Bergpredigt usw.) herausgreifen und behaupten, das sei die Kernbotschaft. Das Gute im Menschen zeigt sich in unserer Geschichte und es wirkt in die Welt hinein durch Menschen, die glauben oder auch nicht glauben. Die Eckpunkte christlichen Glaubens wurden seit Augustinus (4. Jahrhundert) in härtestem Kampf bis in die Neuzeit kontrovers diskutiert. Würden Christen (Menschen) Augustinus und seine Gedanken näher kennen, sie wären zutiefst befremdet. Primär durch ihn und sein Wirken wurden zerstrittene christliche Sekten 380 n.Chr. unter Theodosius zur römischen Staatsreligion. Erst mit Erreichen dieses Zieles war das Fundament gelegt für den Bestand des Christentums über die Zeit. Durch Fusion mit der Macht. In der Folgezeit wurde der Kampf um Glaubensinhalte oft mit Hass, Verleumdung, Intrigieren geführt. Auch Luther kämpfte frei von Skrupeln gegen den Humanismus eines Ersamus v. Rotterdam . Die Kernfragen: Erbsünde, Prädestinationslehre, Gnadentheorie, Dreifaltigkeit, der freie Wille. Der „Durchschnittschrist“( das Volk) hätte all diesen Kontroversen nie intellektuell folgen können und könnte ihnen auch heute nicht folgen. Sie wurden über mehr als anderthalb Jahrtausende geführt von tief- und extrem-denkenden Köpfen. Die Diskussionsergebnisse hatten auf alle Herrscher, alle Staaten, Gesellschaften nachhaltige Wirkungen. Sie machten die Welt zu dem, was sie heute ist. Durch die Renaissance in Italien und die europäisches Aufklärung kam spät neue Hoffnung in die Welt. Ihr Licht kann uns noch jetzt beflügeln. Religion, Philosophie, Wissenschaft, Kunst . Mit dem Besten, was das Menschengeschlecht denken kann und zu tun in der Lage ist begann ein erneutes Ringen um Wahrheit. Und meist waren die Vertreter des Glaubens wieder auf der Seite der Macht, der Herrschaft, der Verteidigung von Irrtümern. Es sind oft peinliche Rückzugsgefechte bis heute – auch im Bereich einer am Menschsein orientierten Moral. Aus der Geschichte des Christentums Moral abzuleiten erfordert Kühnheit. Pars Pro Toto reicht nicht. Unzählige gute Menschen, gute Ideen, guter Wille, gute Strömungen, das ist zu wenig, wenn sie nicht für das Ganze stehen können und die Basis auf Sand gebaut ist. Was bleibt? . . . das unergründbare Mysterium unserer Existenz, das große Mysterium von allem, was ist. Das sollte Demut erzeugen und ganz irdisch zu einem Denken und Empfinden führen, aus dem heraus Moral glaubwürdig entwickelt und gelebt werden kann. Dass dies möglich ist, daran will ich weiter glauben.
Und jeder ist frei im Glauben . . . (Literatur zum Thema: K. Flasch „ “Kampfplätze der Philosophie“ / O. Marquard „Zukunft braucht Herkunft“ / K.F. v. Weizsäcker „Bedingungen der Freiheit“ /E Friedell „ Kulturgeschichte der Neuzeit“ ,Die Bibel etc )
ulli nass



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